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Zur Geschichte des historischen Ortes

Amtsgericht, Strafgefängnis, Untersuchungshaftanstalt ...

Der im Norden Magdeburgs gelegene rote Backsteinbau wurde von 1873 bis 1876 als Königlich Preußisches Amtsgericht und als Stadtgefängnis mit 100 Haftplätzen errichtet. Ab 1940 diente der gesamte Gebäudekomplex als Strafgefängnis für bis zu 250 Insassen, das darüber hinaus in Magdeburg sowie an anderen Orten mehrere Außenkommandos unterhielt. Zu den Insassen gehörten überwiegend wegen krimineller Delikte, in vielen Fällen aber auch aus politischen sowie rassisch-religiösen Gründen zu Gefängnis verurteilte Männer - sowohl Deutsche als auch ausländische Fremd- und Zwangsarbeiter sowie Kriegsgefangene.

Von Herbst 1945 an fungierte er vorwiegend als Untersuchungshaftanstalt (UHA) der Justiz bzw. ab 1952 der Deutschen Volkspolizei, wobei zu Gefängnis oder zu kürzeren Zuchthausstrafen verurteilte Gefangene nach wie vor die Mehrheit der Insassen stellten. Unter den Häftlingen stellten aus politischen Gründen Festgehaltene ab 1947 die Mehrheit. Wohl auch deshalb stürmten am 17. Juni 1953 Demonstranten das Gefängnis und befreiten 221 Gefangene. Drei Jahre später schloss die Volkspolizei die UHA am Magdeburger Moritzplatz.

Untersuchungshaftanstalt des Ministeriums für Staatssicherheit

Ab Mai 1958 nutzte das DDR-Ministerium für Staatssicherheit (MfS) das Gefängnis Magdeburg-Neustadt als UHA für politische Häftlinge. Als Geheimpolizei und Organ für strafrechtliche Untersuchungen war das MfS eines der wichtigsten Instrumente zur Absicherung der SED-Diktatur. Das Vorderhaus des Gefängnisses - das frühere Amtsgericht - wurde zum Vernehmergebäude umgebaut. Bis zum Dezember 1989 inhaftierte das MfS hier über 4.000 Menschen u.a. wegen ihrer kritischen Einstellung zur DDR-Politik oder wegen des Wunsches, dieses Land zu verlassen. Voneinander sowie von der Außenwelt isoliert, wurden sie zum Geständnis von Staatsverbrechens gezwungen, um anschließend abgeurteilt werden zu können.

Im Herbst 1989

erzwangen demonstrierende Bürger den Zusammenbruch des DDR-Staatssystems. Ab Dezember 1989 kontrollierte das Bürgerkomitee Magdeburg die Auflösung des MfS. Dieses übergab im März 1990 das geräumte Gefängnis an die Stadt Magdeburg.
„Stasi in Magdeburg“ hieß im Herbst 1990 eine vom Bürgerkomitee Magdeburg und Memorial Magdeburg e.V. erstellte und von 23.000 Menschen besuchte Ausstellung, die sechs Wochen lang in den Zellen gezeigt wurde. Es waren die Initiatoren und Besucher der Ausstellung, die forderten: „Dieser Ort muss Gedenkstätte werden“.

(Bildquelle: Sammlungsbestand Gedenkstätte Moritzplatz Magdeburg)